An meine Haut lasse ich nur Wasser... und Peeling aus Mikroplastik?!

Ein Artikel von Gastautorin Nadja Lesner

 

Ein Ritual für mindestens 1x die Woche ist für mich nicht wegzudenken: Genüsslich mein Peeling auf meinem Gesicht zu verteilen, das leichte Kribbeln zu spüren, wenn es schön krümelt und sanft Hautschüppchen wegrubbelt, die keiner sieht (und auch niemand sehen will), um sich danach wie aus dem Ei gepellt zu fühlen. Creme drauf, ins Bett geschlüpft und wie ein Baby gefühlt.

 

Und das alles ohne schlechtes Gewissen. Wieso auch? Jeden Tag achte ich auf gesunde Ernährung, Lebensmittel mit fairem Hintergrund, nicht zu viel Wasser zu verbrauchen, Strom zu sparen und auf die Mülltrennung. Darüber aber, Müll auch in meinem ‚die Haut verwöhnenden’ Gesichtspeeling zu finden, habe ich noch nicht mal ansatzweise einen Gedanken verloren. Diese kleine Schocknachricht erhielt ich von einer Freundin, die sich schon etwas länger mit reiner Naturkosmetik beschäftigt und mir, was faire Kosmetik angeht, schon öfter die Augen geöffnet hat.

 

DIY Peeling ohne Mikroplastik
@ Baibaz/Shutterstock

Mikroplastik ist überall

Bitte was? Plastik auf meinen Wangen verreiben?! Schnell im Internet recherchiert stoße ich auf Informationen, durch die mir das schön geglaubte Ritual sehr schnell sehr gehörig vergeht. Hinter sogenannten PEG-Derivate und Polythylen (PE) verstecken sich in den Angaben der Inhaltsstoffe einer Vielzahl an Kosmetikprodukten Mikroplastik und Plastikpartikel. Aber diese Partikel werden nicht nur in Peelings verwendet, sondern finden sich auch in Duschbädern, Shampoos, Zahnpasten und Lippenpflege-Produkten. Sie sind meist kleiner als für das menschliche Auge sichtbar und können sogar gelförmig oder flüssig in Kosmetikartikeln enthalten sein.

 

Kosmetikhersteller nutzen sie weiterhin gern als preiswerten Ersatz, da sie häufig günstiger als naturbelassene Zusatzstoffe sind, die für Naturkosmetik vorgeschrieben sind. Dabei wird unter sogenannter primärer und sekundärer Mikroplastik unterschieden. Währenddie sekundäre Mikroplastik  durch die Einwirkung natürlicher Prozesse entsteht, beispielsweise aus herumfliegenden Plastiktüten, die sich dann in immer kleinere Partikel auflösen, findet man die primäre Art eben in unseren alltäglichen Kosmetikartikeln.

 

Vorsicht sei aber auch geboten, wenn mit vermeintlich ‚mikroplastikfreien’ Artikeln geworben wird. Oftmals schließt dies dennoch folgende Plastikpartikel ein: gelförmige oder flüssige Partikel, Plastikteile unter einer bestimmten Mindestgröße.

 

Brenzlig wird es, wenn diese kleinen Mikropartikel, nachdem wir sie von unserem Gesicht oder von unseren Zähnen geschrubbt haben, in unserem Abwasser landen. Denn die Kläranlagen können die winzigen Teilchen nicht komplett verarbeiten und so gelangen sie wiederum in unsere Flüsse und Seen, um sich letzten Endes im Meer und an Buchten anzusammeln.

Mikroplastik am Strand
@ Kalaeva/Shutterstock

Der Plastik-Kreislauf

Ist dies als prekäre Umweltverschmutzung nicht schon genug, nehmen unzählige Tiere diese Mikropartikel in ihr Verdauungssystem auf. Ein Lebewesen kann auf diese Partikel noch schlechter reagieren als Kläranlagen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Wissenschaftler Rückstände von Mikroplastik bereits in kleinstem Zooplankton, Thunfisch, Muscheln oder Garnelen nachweisen konnten. Wer sich nun doch mehr um sein eigenes Wohl kümmert und der Meinung ist, sobald im Abwasser versenkt, geht einem die Mikroplastik nichts mehr an, sollte also bedenken, dass der Kreislauf auch wieder zurück zum menschlichen Organismus führt. Sei es durch unbehelligte Aufenthalte an Sandstränden oder durch den Verzehr von Fisch. Für jeden lohnt es sich also, auch bei der Auswahl von Kosmetikprodukten genauer hinzusehen und den einen oder anderen Euro mehr zu investieren.

 

Die kleine Infografik des WWF hilft, den Kreislauf der Plastik noch etwas bildhafter zu verstehen.

http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Infografik_Muell_im_Meer.pdf

Plasitkfrei - für unsere Haut und die Umwelt

Wo Plastik also zu vermeiden ist, sollte dies aus Gründen des Umweltschutzes und aus Liebe zu unserer Haut konsequent versucht werden. Genauso, wie wir im Supermarkt unseren mitgebrachten Beutel auspacken (anstatt die Plastiktüte zu nehmen), sollten wir auch bei Kosmetik umweltbewusste Entscheidungen treffen.

 

Auf der Infoseite des deutschen Bundes für Gesundheit und Umwelt e.V. gibt es eine Infobroschüre, in der ganz genau die Produkte aufgeführt sind, die derzeit Mikroplastik verwenden. Anhand dieser Übersicht  lässt es sich noch leichter vermeiden, eben diese Produkte in den Einkaufskorb zu packen. Die Broschüre als PDF findet ihr unter:

https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/meere/meere_mikroplastik_einkaufsfuehrer.pdf.

 

Gesagt, getan, habe auch ich mich schnurstracks auf die Suche nach einem plastikfreien Peeling begeben. Nun hat ein neues Produkt den Weg in meinen Kosmetikschrank gefunden und kann sich darin mehr als sehen lassen...

In diesem Sinne: viel Spaß beim Haut fair sauber rubbeln und bis demnächst, ihr Lieben! :*

 

Empfehlenswerter Artikel zum Weiterlesen: https://www.hauttatsachen.de/mikroplastik-klein-und-gemein/ Hier findet ihr auch eine genauere Auflistung der Zusatzstoffe, die sich als Mikroplastik enttarnen lassen.

 

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